Ganz ehrlich… als ich mich 2019 für ein Auslandssemester bewarb, dachte ich, dass das ganze Prozedere eine ganz easy Nummer wird und ich mich nach einem Mal Bewerbung schreiben, zurücklehnen kann, um auf den Abflug zu warten. Ich kann dir gleich sagen, diese Annahme war ziemlich falsch und das nicht nur, weil mir Corona einen Strich durch die Rechnung macht.
Aber fangen wir ganz von vorne an: Das ein Auslandssemester in meinem Studiengang Pflicht ist habe ich ja bereits beschrieben. Ich, als vorbildlicher Student (Zwinker, Zwinker) habe mich natürlich an den regulären Studienverlaufsplan gehalten, der besagt: 5.Semester Auslandsstudium. Nun gut, begab ich mich also auf Informationssuche und neben der kurzen Indoveranstaltung seitens des Studiengangs, wurde ich auf der Seite der Universität unter „Studium im Ausland“ schnell fündig. Hier konnte (und kann man auch noch) in einer interaktiven Karte sehen, welche Partneruniversitäten es für die bestimmte Fakultät gibt und was diese anbieten etc. Nachdem ich mir drei Partneruniversitäten herausgesucht hatte (Man sollte sich immer für mehrere bewerben, da nicht garantiert werden kann, dass man seinen Erstwunsch auch bekommt) startete ich meine Bewerbung. Halt Stop! Nein tat ich nicht, denn nachdem ich mich total motiviert an den Schreibtisch setzte, mit Eistee, Lesebrille und allem was dazu gehört, merkte ich, dass ich ziemlich viele Nachweise, die man für die Bewerbung brauchte noch gar nicht hab( und zudem noch nicht mal der Bewerbungszeitraum für das nächste Semester begonnen hat). Der Wichtigste Nachweis der fehlte: der Sprachnachweis Englisch. Somit legte ich das eigentliche Bewerbungsverfahren auf Eis und kümmerte mich erstmal darum, so einen geforderten Sprachnachweis irgendwoher zu bekommen. Zunächst einmal glaubte ich, dass mein Abiturzeugnis schon ausreichen wird. Nach kurzer Recherche, wurde aber auch dieser Aberglaube enttarnt. Es musste also ein TOEFL- Test her (Kurze Erklärung: Das ist ein standardisierter Sprachtest für Nicht-Muttersprachler, der an den meisten englischsprachigen Universitäten anerkannt wird. Ein weiterer international anerkannter Sprachtest ist z.B das Cambridge Certificate). Die Anmeldung dafür verlief ziemlich easy online und nachdem ich $260 bezahlt hab, bekam ich einen Termin im August 2019 in Berlin. Motiviert bestellte ich mir zwei Monate vorher ein spezielles Lernbuch für den TOFL-Test, begann mit der Vorbereitung aber eigentlich erst drei Wochen vorher. Am Tag des Tests, war ich gefühlt schon 2 Stunden vorher im Testzentrum, was nebenbei bemerkt, nicht gerade förderlich für mein Nervositätslevel war. Bevor es dann endlich losging, wurden erstmal Fingerabdrücke genommen, die Iris gescannt und eine Stimmprobe genommen. Für diejenigen unter euch, die bis jetzt also dachten, man kann sich da durchmogeln: Vergesst es. Der Test an sich, bestand aus Hörverstehen, Lese- und Textaufgaben. Einige Wochen später erhielt ich das Ergebnis und war mit meinen 93/120 Punkten eigentlich auch ganz zufrieden. Auf jeden Fall aber erleichtert, da es den Anforderungen für die Bewerbung an den von mir ausgesuchten Partneruniversitäten entsprach.
Starten wir nun also mit dem eigentlichen Bewerbungsprozess: Bevor man sich direkt bei den Partneruniversitäten bewerben kann, muss man von der Heimatuniversität für diesen Austausch nominiert werden. Für diese Bewerbung waren: ein englischer Lebenslauf, ein englisches Motivationsschreiben, eine Study Plan pro Wunschuniversität ( das heißt man musste Fragen beantworten, welche Kurse man belegen möchte, wie sich die akademische Ausbildung durch ein Auslandssemester verbessert und ob man sich Kurse für sein Studium anrechnen lassen möchte), außerdem eine englische Notenbescheinigung, Studienverlaufsbescheinigung und eine Verpflichtungserklärung, sowie der schon ausführlich beschriebenen Sprachnachweis, notwendig.
All das klimperte ich also zum Bewerbungsstart am 1.November 2019 in meinen Computer ein und pünktlich zu meinem Geburtstag am 19.Dezember bekam ich die Nachricht, dass ich für meinen Zweitwunsch die Georgia Southern University ausgesucht wurde. JUHU!
Wie ihr seht, die Vorbereitung zur Bewerbung an der Heimatuniversität ist aufgrund des zu erbringenden Sprachnachweises (der übrigens auch nur zwei Jahre gilt) etwas langwieriger, aber definitiv nicht kompliziert oder unverhältnismäßig. Ihr solltet euch nur vielleicht nicht erst zwei Wochen vor Bewerbungsschluss am 1.Dezember mit dem Prozedere befassen.
Das war der erste Streich und der Zweite folgt sogleich: Der Bewerbungsprozess an der Georgia Southern University beinhaltete eigentlich nochmal ziemlich viel aus der Bewerbung an der OvGU, zusätzlich wollten sie aber auch noch ein Financial Statement (das bedeutet, dass du nachweist, dass dir mindestens $10,000 zur Verfügung stehen um dein Leben in den USA zu bestreiten, sowas kann man bei der Bank beantragen) und die endgültige Kurswahlliste.
All das habe ich natürlich versendet und ein paar Wochen später die endgültige Zusage der Universität bekommen, sodass ich damit beginnen konnte alle weiteren Schritte einzuleiten. Immer im Hinterkopf, dass eine Pandemie die Welt in Atem hält und ich damit rechnen muss, dass das ganze Auslandsvorhaben ins Wasser fällt. Genau so kam es dann auch. Ziemlich enttäuscht und genervt von der Situation, versuchte ich eine Lösung für das Dilemma zu suchen und entschied mich dazu, den Aufenthalt in den amerikanischen Spring Term (Also Januar- April) zu verlegen, einfach weil ich dachte, dass sich Corona bis dahin schon erledigt haben wird (HAHA). Wie wir nun alle wissen, war das nicht so, sodass sich der Aufenthalt um ein ganzes Jahr verschob. Alles halb so wild, das Einzige was nun zu tun war: Den ganzen Bewerbungsprozess nochmal durchlaufen. Wenn ihr also irgendwelche Fragen zur Bewerbung habt: Ich hab das ganze zwei Mal gemacht und weiß hoffentlich wies läuft.
Jetzt aber genug geklagt, kommen wir zum schöneren Teil: Nach der erfolgreichen Zulassung zum Fall Term 2021(August-Dezember), wurde mir das Formular zur Beantragung des Visums zugesendet, das sogenannte DS-2019, sowie ein kleiner Umschlag mit allerlei Infomaterial zur Georgia Southern, nem coolen Plakat und einer Simkarte.
Bevor ich mich dem Visumprozess widmete, bewarb ich mich aber zunächst noch für ein Zimmer im Studentenwohnheim ($100 Bewerbungsgebühr), bezahlte die SOAR- Gebühr (für die Einführungstage an der Uni, $35), reichte mein Learning Agreement (also eine Bestätigung durch die Studiengangsleitung und Auslandskoordinatorin, dass mir meine Fächer im Ausland auch anerkannt werden) ein, bewarb mich für ein Stipendium des DAAD (welches ich zu meinem Erstaunen auch bekam) und ging zum Arzt, um den Immunisierungsnachweis unterschreiben zu lassen. Dazu nochmal ausführlicher: Um an einer amerikanischen Universität studieren zu können, muss man eine Reihe von Impfungen nachweisen. Die meisten davon sind obligatorisch in Deutschland und deshalb stellt das Ganze keine große Hürde dar, man sollte aber darauf achten, dass man auch alle Auffrischungsimpfungen regelmäßig bekommen hat (was bei mir nicht der Fall war). Außerdem gibt es neben den verpflichtenden Impfungen, auch noch diese die „streng zu empfehlen“ waren, für die man auch eine Ausnahme braucht, wenn man sie nicht hat. Diese Impfungen sind nicht „normal“ in Deutschland und man sollte schon relativ viel Zeit einplanen, um wirklich alle vorgeschrieben Dosen zu bekommen. Außerdem werden diese meist nicht von der Krankenkasse übernommen, weshalb man auch noch etwas Geld dafür einplanen sollte (um die 300€).
Nun zum Visum: Bevor man sich überhaupt für das Visum bewerben kann, muss man die sogenannte SEVIS-Fee bezahlen, diese liegt bei $220. Nachdem man das gemacht hat, kann man zum eigentlichen Bewerbungsverfahren übergehen. Dieses läuft zunächst komplett online ab. Man sollte dafür mindestens vier Stunden einplanen, weil „die“ wirklich alles von dir wissen möchten. Tipp: Mach dir am besten schonmal Gedanken wo und wann du in den letzten 5 Jahren überall im Ausland warst... das fand ich persönlich nämlich echt ziemlich schwer nachzuvollziehen + Lösch am besten alle peinlichen Bilder von deinen Social Media Accounts, welche du dir mit 13 angelegt hast, denn auch diese musst du alle angeben.
Wenn du den ganzen Prozess durchlaufen hast, musst du nochmal $160 Antragsgebühren bezahlen und $20 dafür, dass sie dir deinen Pass wieder nach Hause schicken (Kostenlos wenn du ihn in Berlin, Frankfurt oder München abholen möchtest).
Alles erledigt? Dann wird danach ein Termin im Konsulat in Berlin/ Frankfurt oder München vergeben, wo du von einem Officer interviewt wirst und quasi deine Absichten für den Auslandsaufenthalt abgefragt werden. Wenn du den Termin rechtzeitig also am besten 3 Monate vorher und in nicht Coronazeiten buchst,sollte auch alles kein Problem sein. Falls nicht endest du vermutlich so wie ich. Der erste Termin der mir gegeben wurde war am 12.September. Ich laß das Datum und hatte Panik, denn Start des Semesters in den USA war der 4.August… Zum Glück konnte man einen Notfallantrag stellen, sodass der Termin vorverlegt wurde. Diesem Antrag wurde zum Glück auch stattgegeben, sodass ich meinen Termin am 4.Juni bekam ( also ca. einen Monat nach Antragstellung). Der Termin an sich war wirklich easy, ich bin reingegangen und nach 15 Minuten Wartezeit und ungelogen 1 Minute Gespräch mit dem Officer war mein Visum bewilligt und ich wieder draußen. Ehrlicherweise war ich davon etwas enttäuscht. Vorher habe ich wirklich viele Horrorgeschichten gelesen, dass Visa nicht bewilligt wurden oder extrem viele sehr konkrete Fragen gestellt wurden. Dementsprechend war ich super vorbereitet und absolut nervös. Keine Ahnung, ob das ganze "Sparverfahren" an Corona gelegen hat oder ich einfach eine super vertrauenswürdige Person bin, die gerne in die USA einreisen soll. Verbleiben wir einfach bei letzterem.
Nach zwei Wochen war mein Pass dann wieder in Magdeburg und mit einem super hübschen Visum versehen. Dies war für mich der Startschuss, um nach Flügen zu schauen und da die Zeit nun wirklich schon fortgeschritten war, buchte ich auch gleich, damit es nicht noch teurer wird. Frankfurt —> Atlanta—> Savannah am 3.August um 11 Uhr. Mit knapp $1000 war der Preis definitiv nicht normal, aber bei frühzeitiger Buchung und ohne Coronaeinschränkungen kann man sicherlich einen guten Deal machen.
Das war sie also die ganze lange Geschichte des Bewerbungs- und Antragsprozesses und knapp 6 Wochen vor Abflug war ich endlich fertig damit.
Jetzt fehlt nur noch Koffer packen und dann gehts los.
Um noch ein paar abschließende Worte zu finden: Natürlich ist die Bewerbung mit Aufwand verbunden und manchmal auch mit ziemlich viel Rennerei, aber unter normalen Bedingungen ist der Aufwand nichts im Vergleich dazu, was man von einem Auslandssemester zurückbekommt.
PS: Da viele Schritte im Prozess jetzt schon wirklich weit zurück liegen hoffe ich, dass ich nichts vergessen habe.
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