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lillinellwagner

Die Vorurteile- Die Amerikaner haben keine Kultur und was sollen eigentlich immer diese Trucks?

Vorurteile-sie begleiten unseren Alltag und vermutlich ist jeder hier schon einmal mit ihnen in Berührung gekommen (ob gewollt oder nicht). Der Duden definiert den Begriff wie folgt: „Nicht objektive, meist von feindseligen Gefühlen bestimmte Meinung, die sich jemand ohne Prüfung der Tatsachen voreilig, im Voraus über jemanden, etwas gebildet hat“. Eine weitere Eigenschaft von Vorurteilen ist, dass sie sehr schwer zu überwinden sind und auch trotz Fakten/ Informationen bestehen bleiben. Sie dienen den Menschen dazu „geistige Schubladen“ zu bilden und vermeintliche Ordnung in ihren Blick auf die Welt zu bringen. Trotz dieser Tatsache, möchte ich in diesem Artikel versuchen mit einigen Vorurteilen gegen die USA und deren Bevölkerung aufzuräumen (oder sie vielleicht auch zu bestätigen?), denn wie sagt man so schön: Nichts ist unmöglich! und gerade die US-Amerikaner brauchen einiges an Hilfe, wenn es um das Thema Vorurteile und Stereotypen geht.. denn davon sind sie mehr als genug betroffen.



Zunächst muss man sagen, dass Vorurteile vor allem dadurch entstehen, dass man mit seiner „deutschen“ Brille auf die Kultur in den USA schaut. Schnell kann es da passieren, dass Dinge missinterpretiert oder verallgemeinert werden. Die meisten Klischees haben auch einen wahren Kern, durch den sie überhaupt erst zu dem was sie sind werden können. Lebt man jedoch eine längere Zeit in den USA merkt man, dass das Leben und die Menschen dort doch komplexer sind als es durch die meisten Vorurteile scheint.



Vorurteil 1: Alle Amerikaner sind oberflächlich und Freundschaften zu knüpfen ist schwer- Bedingt richtig!


Es stimmt, dass man in Amerika sehr gerne spricht und sich unterhält. Man wird immer mit einem „Hallo, wie geht es dir?“ begrüßt und kommt auch mit den unterschiedlichsten Menschen in den banalsten Situationen ins Gespräch. Das all diese Bekanntschaften, dann nicht deine engsten Freunde werden können, ist sicherlich jedem klar. Darum geht es aber auch nicht und man sollte dies nicht fälschlich als oberflächlich abtun. Der Zweck dieser Interaktionen ist die Lust an der Kommunikation, welche im Gegensatz zu Deutschland sehr ausgeprägt ist. Lernt man in den USA in einem Jahr 100 Menschen kennen, hat man am Ende des Jahres 2 Freunde. In Deutschland lernt man 3 Leute kennen und hat dann 2 Freundschaften geschlossen. Man kann also sagen, dass die Chance Freundschaften zu knüpfen in den USA viel höher ist, allerdings ist es schwer über den Punkt des ersten Kennenlernens und Gespräches hinaus zu kommen. Hat man das dann allerdings einmal geschafft, ist die Freundschaft auf keinen Fall als oberflächlich zu bewerten.


Fazit: Amerikaner sind nicht oberflächlich, sondern freundlich. Freundschaften zu knüpfen kann allerdings schwieriger sein. Man sollte lernen, dass nicht jedes Gespräch zwangsläufig in eine innige Freundschaft führen kann und man nicht automatisch eine gegenseitige Verpflichtung eingeht, wenn man sich einfach nett unterhält.



Vorurteil 2: Sozialsystem und Krankenversicherung gibt es nicht- Bedingt richtig!


Ein Vorurteil in dem ein wahrer Kern steckt. Die Krankenversorgung ist in den USA nicht für jeden Bürger staatlich geregelt, anders als in Deutschland. Nur für Rentner ab 65 wird eine Krankenversicherung gezahlt. Ein Fakt, der gerne mal außen vor gelassen wird. Auch ist es nicht richtig, dass es keine Krankenversorgung gibt, diese ist nur nicht staatlich, sondern vom Arbeitgeber organisiert. Dass dieses System viele Nachteile mit sich bringt stimmt allerdings, denn wenn man seinen Job verliert, ist auch gleichzeitig die Krankenversicherung hinfällig. Eine persönliche Versicherung ist dann wahnsinnig kostenintensiv. Wenn man einer Arbeit nachgeht, die eine Krankenversicherung bietet, sind die Beiträge zwar viel niedriger als in Deutschland, die Leistungen aber auch entsprechend schlechter. Häufig müssen Zuzahlungen geleistet werden und vor allem medizinische Leistungen, wie Transport mit einem Krankenwagen sind exorbitant teuer.


Auch andere Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld für bis zu 2 Jahre, Wohngeld und Essensmarken gibt es, jedoch nicht so komfortabel wie in Deutschland. Anders als in als wir sind die Amerikaner aber sehr stark ehrenamtlich und in der Kirche tätig. Es gibt viele Vergünstigungen und soziale Hilfen für spezielle Gruppen, wie z.B Veteranen.


Zu all den vermeintlich fehlenden Leistungen muss man an dieser Stelle aber auch betonen, dass die Mehrheit der Amerikaner nicht möchten, dass es eine staatliche Regelung gibt. Die Rolle des Staates soll möglichst klein gehalten werden und man möchte sein verdientes Geld selber verwalten und damit auch selber entscheiden, ob in einem medizinischen Notfall eine Versicherung greifen soll. Freiheit spielt in den USA eine sehr große Rolle.


Fazit: Es gibt Sozialleistungen und auch ein Krankensystem, diese sind anders organisiert als in Deutschland und auch nicht so komfortabel und allumfassend. Jedoch gibt es ein größeres Netz an ehrenamtlicher Hilfe und auch der Wunsch nach einem besseren System ist nicht bei der Mehrheit der Amerikaner vorhanden. Durch das deutsche Werte-und Sicherheitssystem sehen wir einen großen Nachteil an der Organisation, sollten aber auch die positiven Beispiele und andern Werte beachten und akzeptieren.



Vorurteil 3: Die Amerikaner kennen sich in der Welt nicht aus und sind dumm- Bedingt richtig!


In meiner Zeit in den USA wurden mir schon wirklich sehr seltsame Fragen zu Deutschland gestellt, hier einige Auszüge: „Trinkt ihr in Deutschland auch Bier zum Frühstück oder gibt es bei euch auch etwas Anderes?“, „Habt ihr manchmal auch mehr als 0°F?“, „Dürfen sich Frauen in Deutschland ihre Männer selbst aussuchen?“ oder natürlich auch „Wie ist es so mit Hitler als Präsident?“. Fragen, die einen nicht nur schmunzeln lassen, sondern auch ernsthaft die Intelligenz mancher Amerikaner anzweifeln lassen. Auf der anderen Seite stehen große amerikanische Erfinder und Visionäre wie Steve Jobs, Elon Musk oder Thomas Edison. Gründe für diese großen Unterschiede in Sachen Weltgewandtheit und „Intelligenz“ (wobei dieses Wort hier nicht zu wörtlich genommen werden soll) gibt es viele. Zum einen ist Amerika ein viel größeres Land als z.B Deutschland, das heißt die Medien (Hauptinformationsquelle) haben schon genug damit zutun einen Überblick über Geschehnisse in den USA zu geben, da kommen internationale News meist zu kurz.

Einen weiteren Grund könnten Immigration und Armut sein. Die Einkommensunterschiede in den USA sind sehr groß, weshalb nicht jeder einen Zugang zu guter Bildung hat und auch für die große Anzahl an Migranten aus zig verschiedenen Ländern, ist es schwer sich weiter zu bilden, da meist erst Sprachkenntnisse erlangt werden müssen. Ein vom „American Chronicle“ genannter Grund soll auch sein: Fehlende Neugier, denn Amerikaner sind sehr kompetent in ihrem Job und in einigen Hobbys, sich aber mit anderen Dingen auseinanderzusetzen wird als Zeitverschwendung angesehen, da sie keine unmittelbaren praktischen Resultate hervorbringen. In Deutschland hingegen wird mehr Wert auf Allgemeinbildung, die auch die Geschichte und Geografie anderer Staaten mit einbezieht, gelegt.


Fazit: Es stimmt, dass die Bildung vor allem in Themengebieten wie Weltgeschehen und Weltgeschichte Defizite aufweist, jedoch gibt es dafür einige gute/nachvollziehbare Gründe. Man sollte, wie immer, nie alle über einen Kamm scheren und bedenken, dass die USA einige der besten Universitäten der Welt mit den klügsten Köpfen beheimatet. Außerdem sind manche der Fragen, welche man in Amerika gestellt bekommt immer für einen Lacher gut und es schadet ja nicht, diese Unklarheiten im Bezug auf Deutschland aus der Welt zu schaffen und somit zur Bildung des Einzelnen beizutragen.



Vorurteil 4: Jeder hat die Möglichkeit: Vom Tellerwäscher zum Millionär-Richtig!


Anders als in Deutschland entscheidet nicht ein Papier (Kammerzugehörigkeit, Abschluss oder sonstige Qualifikationen), sondern dein Können darüber was du aus deinem Leben machen kannst, denn in den USA gibt es nur wenige Berufe, die einer Zulassung bedürfen.

Die Hürden etwas zu erreichen sind daher, zumindest weniger, von äußeren Faktoren abhängig. Ein weiterer Unterschied zu Deutschland ist, dass der Erfolg, der manchen Menschen zuteil wird, von absolut niemanden Missgönnt wird und auch niemand der Auffassung ist, dass dieses Vermögen für eine Person zu viel ist oder verteilt werden müsste. Alles nach dem Motto „You can get it, take it“ also „Du hast die Chance, mach es“. Neidgefühl ist in den USA ein eher selten vorkommendes Phänomen und die meisten Menschen sind der Auffassung, dass Erfolg durch Arbeit und nicht durch Glück oder günstige Umstände kommt.


Fazit: Dieses Vorurteil kann bestätigt werden und der Erfolg des Anderen ist eher ein Ansporn für Andere.



Vorurteil 5: Die Amerikaner haben keine Kultur- Falsch


Die USA ist natürlich im Vergleich zu Europa ein relativ junges Land und besteht bis auf die Ureinwohner aus Einwanderern verschiedener Nationen. Daher ist die Schlussfolgerung, dass Amerika ein Sammelsurium kultureller Einflüsse Europas ist und daher keine eigene Kultur aufweisen kann relativ naheliegend. Dies mag auch bis zum 19. Jahrhundert richtig sein, aber spätestens seit dem 20.Jahrhundert dreht sich dieses Verhältnis (nicht ohne Grund wird dieses Jahrhundert auch das amerikanische Jahrhundert genannt). Hier ein paar Beispiele: In der Kunst betreten Pop-Art Ikonen wie Andy Warhol die Weltbühne und werden in Europa kopiert. Ähnlich in der Musik: Folk und Jazz beeinflussen europäische Musik. Auch eine spezielle Filmkultur kann die USA bieten, denn nichts kann den Glanz vom guten alten Hollywood überstrahlen. Außer vielleicht der Broadway in New York, der mit seiner Theaterkunst seit Jahrhunderten Menschen verzaubert. Auch Sport hat einen großen Einfluss auf die Kultur, so sind SuperBowl und NBA zu nationalen (wenn nicht sogar internationalen) Sportereignissen geworden, die mit Tailgate Partys und viel Show gefeiert werden. Jedoch nicht nur diese relativ neuen Bestandteile formen die Kulturlandschaft Amerikas, auch Traditionen und Feste, wie Thanksgiving mit all seinen Bräuchen oder das exzessive Schmücken zur Weihnachtszeit sind Besonderheiten, die es so nur in den USA gibt.















Auch hier finde ich, sollte man die Definition von Kultur nicht zu stark aus seiner eigenen Sozialisierung heraus betrachten, wie wir Schiller und Goethe haben die Amerikaner nun mal Elvis und Marilyn Monroe und diese sind keineswegs weniger wichtig für die Weltkultur.



Fazit: Es ist richtig dass es keine uramerikanische Kultur gab bevor die Europäer eingewandert sind (Stammeskultur der Ureinwohner ausgenommen), aber der Schmelztiegel USA wurde gerade durch die Einflüsse zu etwas ganz besonderem. Die Kultur ist sehr vielfältig, bunt und hat sich über die Jahrhunderte extrem weiterentwickelt. Die Definition von Kultur ist sehr breit und der historische Part der den USA fehlt wird allemal durch all die anderen wunderbaren Dinge wieder wett gemacht.



Vorurteil 6: Außer Fast Food gibt es in den USA nichts zu Essen und man muss sich zwangsläufig ungesund ernähren- Bedingt richtig!


Es stimmt, es gibt Millionen Fast Food Ketten in den USA und ja, auch ich war in den ersten Monaten schockiert darüber, wie ungesund man sich hier doch eigentlich ernähren kann. Für viele ist dieses vorproduzierte Essen Standard und spielt eine große Rolle. Trotzdem ist die Welt, wie immer, nicht nur schwarz und weiß. Durch die schon erwähnten verschiedenen kulturellen Einflüsse, die das Land in seiner historische Entwicklung erfahren durfte, hat sich auch eine ganz eigene amerikanische Küche entwickelt. Vor allem durch das Zusammenspiel von Rezepten, Menschen mit unterschiedlicher Gewürzpalette und Aromen. Dadurch kommt zum Beispiel tolle Cajun Küche (vorallem im Süden der USA verbreitet) zustande, aber auch verrückte Fusion Küche wie die Französisch-Vietnamesische. Weiterhin ist BBQ ein uramerikanisches Ding, bei dem man die Bedeutung und auch die Vielfalt definitiv nicht unterschätzen sollte. Natürlich bildet aber auch der klassische Burger mit Pommes das kulinarisches Rückgrat der amerikanischen Esskultur mit, denn auch dieses Gericht kann so viel mehr sein als nur ein in Fett schwimmendes Etwas. Wie man außerdem sehen kann, erfreuen sich auch die Deutschen immer mehr an amerikanischen Gerichten, in jedem Restaurant in das ich gehe ist mindestens ein Burger auf der Speisekarte und auch das amerikanische BBQ-Gericht Pulled Pork oder Gerichte aus dem Smoker stehen bei vielen mehr als nur einmal im Jahr auf der Speisekarte.


Fazit: Ja es stimmt, dass die USA immer noch ein Problem mit Übergewicht haben, was zum großen Teil an dem Überangebot an Fast Food und ungesund vorbereitetem Essen liegt. Allerdings ist die Küche keineswegs eintönig und es gelingt einem schon sehr gut, sich abwechslungsreich und ausgewogen zu ernähren. Außerdem ist es stark abhängig von der Region, welche kulinarischen Möglichkeiten man geboten bekommt.



Vorurteil 7: Jeder Amerikaner fährt einen Monstertruck, die Umwelt ist egal und Verkehrsregeln optional- Bedingt richtig!




Zunächst: Verkehrsregeln gibt es in den USA genau wie in Deutschland. Werden diese nicht eingehalten wird es zunächst einmal ziemlich teuer und außerdem unangenehm, denn es passiert sehr schnell, dass du bei erhöhter Geschwindigkeit auf einmal von einem Streifenwagen verfolgt und aus dem Straßenverkehr gezogen wirst.

Zum Thema Autogröße: Ja, ein VW Amarok (wer nicht weiß was das ist: Google) erscheint hier manchmal wie ein Spielzeugauto. Allerdings ist es nicht so, dass jeder Amerikaner mit dem Truck durch die Gegend fährt. Hier spielt vor allem das Stadt-Land Gefälle eine große Rolle. In Städten wie Los Angeles sieht man sehr viel „normale“ Autos, diese verbrauchen dann sogar weniger als in Deutschland, da ein strenges Tempolimit gilt. In ländlichen Regionen sieht man dann schon häufiger menschenhohe Trucks, mit Allradantrieb und LEDs an jeder erdenklichen Stelle. Hier werden diese Autos, aber zum Teil auch benötigt, für Landwirtschaft und zur Überwindung unwegsamer Gelände. Trotzdem gehören sie teilweise auch zum Lifestyle und sind für manche (vor allem junge männliche Südstaatler) eine Art Statussymbol. Ein Bewusstsein für Energiekosten entwickelt sich erst jetzt langsam, ist aber trotzdem nicht so ausgeprägt wie in Deutschland. Benzin ist hier viel günstiger und damit auch ein kein Treiber dafür Energiekosten senken zu wollen. Anders als in Deutschland, wo die Energiewende hauptsächlich davon getragen wird, dass es den Menschen schlichtweg zu teuer ist solche Autos etc. zu fahren.

Fairer Weise muss man aber auch sagen, dass gerade in den Ballungszentren sehr viele Elektroautos fahren und es für diese auch eine gute Infrastruktur gibt. Das diese in den ländlichen Gebieten noch nicht angekommen ist, hauptsächlich da hier viel größere Entfernungen überwunden werden müssen und auch die Zeit eine so große Elektro-Infrastruktur aufzubauen n


och nicht ausreichte, ist der Trend zum Elektroauto eher den Großstädten vorbehalten.


Fazit: Hier muss man definitiv zwischen Stadt und Land unterscheiden, während in der Stadt kleinere Autos praktikabler sind, müssen es in weniger dicht besiedelten Gebieten manchmal auch die Dreckschleuder-Trucks sein. Zum Teil gehören sie auch zum Lifestyle, sie sind jedoch nicht so weit verbreitet wie vermutet. Die Umwelt spielt im Bezug auf Mobilität eine geringere Rolle, ist aber nicht völlig egal und vor allem E-Mobilität ist in den USA schon längst weit verbreitet. Der Mythos der amerikanischen Verkehrsraudis kann aber definitiv nicht bestätigt werden.





Das waren meine sieben Vorurteile über Amerikaner. Ich habe versucht zu zeigen, dass viele der Vorurteile nicht wahr sind oder wenn sie es sind, Hintergründe zu beachten sind, welche man verstehen und akzeptieren muss, um die Einwohner der USA wirklich zu verstehen.



Ich denke, dass dies auch ein ganz gutes Schlusswort ist: Es wird immer Vorurteile geben man kann sich selbst nur sehr schwer davon frei machen kann. Allerdings ist es wichtig, diese zu reflektieren, mögliche Ursachen der Entstehung zu finden und sein Urteil gegebenenfalls zu revidieren.

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