Eine Woche Statesboro, Georgia. Um ehrlich zu sein fühlt es sich an, als wäre ich schon ewig
hier (Ich versuche noch herauszufinden, ob das gut oder schlecht ist). Der Abschied von meiner Familie in Frankfurt fiel mir wirklich schwer. Gut war nur, dass ich nicht wirklich Zei
t hatte darüber nachzudenken, weil die Sicherheitskontrollen am Flughafen und Einreisebestimmungen durch die COVID-19 Situation mich genug forderten und im Stress hielten. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich endlich im Flugzeug an und bereitete mich auf einen langweiligen zehn Stunden Flug vor. Zu meinem Erstaunen verging dieser aber wirklich zügig. Das Essen an Board von Delta Airlines war richtig lecker (Thai Curry, Eiscreme etc.) und auch die Filmauswahl top. In Atlanta angekommen wartete erstmal die Grenzkontrolle auf mich. Nach anderthalb Stunden Wartezeit und mit erheblichen Rückenschmerzen (wobei ich
diese durch mein viel zu übertriebenes Handgepäck selbst zu verantworten hatte) kam ich an die Reihe. Der Officer fragte mich ein paar Sachen: Was ich in den USA mache, Welche meine Universität ist und wann ich wieder Ausreise. Das wars auch schon und mir war die Einreise in die Vereinigten Staaten gelungen. Um von Atlanta weiter nach Savannah fliegen zu können, musste ich mich einem erneuten Sicherheitscheck unterziehen und dann konnte es auch schon weitergehen…Eigentlich. Kurz vor Abflug begann es auf einmal wie aus Eimern zu regnen, zunächst war ich fasziniert und dachte mir nichts Böses. Als dann aber die Nachricht kam, dass es sich um einen Tropensturm handelt und sich der Flug dadurch verzögert, war ich nicht mehr so amused. Völlig erledigt ließ ich mich also in der Wartehalle nieder und tat was man ich Wartehallen eben so macht: warten. Zum Glück wurde allen Passagieren nach einiger Zeit eine Decke und Wasser gebracht, weiterfliegen konnten wir deshalb aber trotzdem nicht. Nach vier Stunden Verspätung endlich die Erlösung: Das Boarding begann. Aber ups.. leider war dann, nachdem der komplette Flieger voll beladen war, kein Pilot mehr auffindbar, der den Vogel auch fliegen konnte. Das hieß also wieder: warten.Diesmal aber in den Zwängen der Economyclass-Sitze und mit Sitznachbarn der sich Filme ü
ber die Gräueltaten der Deutschen im Zweiten Weltkrieg anschaute. An dieser Stelle könnt ihr euch vielleicht denken, was für Blicke ich erntete, nachdem er meinen Reisepass sah. Nichtsdestotrotz kam ich irgendwann mitten in der Nacht in Savannah an, sprang ins Taxi, um zum Hotel zu gelangen und schlief. Jetlag sei Dank circa zwei Stunden.
Am nächsten Morgen machte ich mich wieder auf den Weg zum Flughafen, da die Partneruniversität die Internationalen am 4.August 2021 dort aufsammelte. Die einstündige Busfahrt nach Statesboro verlief dann reibungslos und wirklich komplett still, was vermutlich daran lag, dass jeder in diesem Bus einfach nur (Verzeihung) die Schnauze voll hatte.
Auf dem Campus angekommen, bekam ich den Schlüssel für mein Zimmer und dann kam der erste Schock. Ich betrat das Zimmer und es gab nichts, außer einem Stahlbett mit durchgelegener Latexmatratze und drei ziemlich runtergerockten Holzmöbel. Da war er dann gekommen, der Moment in dem ich das aller erste Mal realisierte, dass ich so schnell nicht mehr nach Hause kommen würde. Ich war geschockt, traurig und irgendwie auch wütend, wieso weiß ich auch nicht. Das einzige was für mich in diesem Moment wichtig war, war meine Familie zu ko
ntaktieren und dieses Zimmer irgendwie herzurichten. Beides setzte ich sofort in die Tat um, scheiterte jedoch beim kontaktieren der Familie daran, dass ich sofort anfing zu weinen und auflegte. Das zweite Vorhaben klappte da schon besser. Meine Zimmernachbarin und ich bestellten uns einen privaten Fahrservice namens Uber (also das Unternehmen nicht der Fahrer) und fuhren für $8 zum nächsten Walmart (Walmart ist eine große amerikanische Supermarktkette, bei der man aber eigentlich alles bekommt), dort angekommen packte ich den kompletten Wagen voll mit allem was ich so gebrauchten konnte und ging glücklich und um einige Dollar ärmer wieder zurück. Nachdem ich meine Einkäufe verstaut und das Zimmer hergerichtet habe, ging es mir schon viel besser und der erste Schock war überwunden.
In den nächsten Tagen unternahm ich so viel wie wirklich schon lange nicht mehr.
Zunächst möchte ich an dieser Stelle sagen, dass die Georgia-Southern University wirklich ALLES dafür gibt d
en Studenten eine gute Zeit zu ermöglichen. Es werden jeden Tag mehrere Veranstaltungen geplant, immer gibt es kostenloses Essen, Merchandising bis zum Umfallen, Musik und viel Trara. Um die Universität und Menschen dort kennenzulernen ist dies mehr als Perfekt! Hier bekommt man die berühmte „Southern Hospitality“ wirklich zu spüren.
Tag 1: Der erste Tag startete ganz entspannt. Ich aß Frühstück in meinem Apartment und lernte meine beiden anderen WG-Mitbewohner kennen. Anschließend liefen wir alle zusammen zum Service Center unserer Universität, um uns unsere Eagle IDs, also quasi die Studentenausw
eise, abzuholen. Hierfür wurde ein Bild gemacht und die Augen gescannt, dies kann hilfreich sein, wenn man z.B seine Karte vergessen hat, aber trotzdem Zugang zum Fitnessstudio oder der Mensa möchte. Um meine Schulden bei der Universität zu begleichen, machte ich mich anschließend auf den Weg zu einem anderen Administrationsgebäude. Die Suche nach diesem gestaltete sich aufgrund des gigantisch großen Campus, bei dem wirklich jedes Gebäude gleich aussieht und den gefühlten 100 Grad in Georgia etwas schwierig, angekommen bin ich aber trotzdem irgendwann.
Das begleichen der Rechnung konnte mit Karte oder in Bar geschehen, bei Kartenzahlung muss man beachten, dass zusätzlich zu den Gebühren des Kreditinstituts, auch welche von der Universität anfallen. Alles in allem habe ich für diverse Gebühren der Universität, Miete für das Zimmer und einen Meal Plan (dazu komme ich später nochmal ausführlich. Kurzfassung: All-Inclusive Essensplan) 5.300€ gezahlt.
Die Orientier
ungsveranstaltung für Internationale der Universität begann um 13 Uhr. Zunächst wurden wir überhäuft mit Geschenken und Einladungen zu diversen Veranstaltungen. Auch die auf dem Campus ansässige Kirche und eine Bank waren dort mit einem Stand vertreten. Nachdem wir also ausgestattet waren mit T-Shirts, Rucksäcken und Kleinigkeiten aller Art, begann das Kennenlernen. Dies lief so ab wie ein Kennlerntag eben so abläuft, alle reden darüber woher man kommt und was man jetzt so macht in den USA. Nicht falsch verstehen, daran ist natürlich nichts schlecht und ich bin wirklich dankbar für die Menschen, die ich kennenlernen durfte! Allerdings muss man sagen, dass die Orientierung doch eher auf Studienanfänger ausgelegt ist, die Planen ihr komplettes Studium in den Staaten zu absolvieren. Austauschstudenten gibt es dieses Jahr nämlich nur zehn. Nach einem gemeinsamen Abendbrot, gab es noch eine Campus Tour. Ich muss sagen, dass ich mich ohne diese wahrsch
einlich niemals zurecht gefunden hätte. Tatsächlich verlaufe ich mich aber trotzdem noch jeden Tag.
Tag 2: Der zweite und damit der letzte Tag der Orientierungsveranstaltung der Universität startete um 10.30 Uhr. Hier wurden einige Informationen zum Visum, dessen Auflagen usw. gegeben, anschließend gab es Mittag und es wurden ein paar Spiele gespielt. Damit war der offizielle Teil zur Orientierung beendet. Wir, das heißt ein paar Mädels die ich während der Orientierung kennengelernt habe und ich, gingen anschließend noch etwas über den Campus und schauten uns an was an den verschiedenen aufgebauten Ständen angeboten wurde. Ich
bin immer noch überwältigt davon, wieviele verschiedenen Dinge die Universität anbietet. Weil es am Abend regnete, entschieden wir uns dazu ins Campuskino zu gehen. Hier gab es Popcorn for free und den wirklich guten, aber viel zu traurigen Film „Wonder“. Anschließend fielen wir alle wieder ins Bett, da uns der Jetlag doch noch ziemlich zu schaffen machte.
Tag 3: Zum Frühstück ging es in die Mensa. Hier wurde eine Art Brunch mit einer Menge frischen Leckereien und der musikalische Begleitung eines DJs geboten, die einem den Start in den Tag wirklich erleichterten. Anschließend ging es gestärkt und mit guter Laune zu Walmart. Diese war auch wirklich dringend notwendig, weil das Einkaufszentrum einem Schlachtfeld glich. An diesem Wochenendexogen nämlich alle Studierenden entweder in ihre Wohnheime oder kehrten zurück. Es gab ganze Abteile die restlos ausverkauft waren. Sowas habe ich echt noch nie gesehen. Trotzdem habe ich (natürlich) allerhand gefunden, was ich noch benötigte für mein Zimmer (oder eigentlich auch nicht benötigte, aber trotzdem wollte). Um auch die Lokalitäten um den Campus herum kennenzulernen, kehrten wir in das Fast Food Restaurant „Zaksbys“ ein. Für Huhn-Liebhaber mit einem Hang zum Übertreiben was scharfes Essen betrifft, auf alle Fälle die richtige Adresse. Als Vegetarier würde ich es lieber sein lassen (oder v
ielleicht erst gar nicht in den Süden Nordamerikas kommen). Am Abend fand dann noch eine Party auf dem Campus statt. Wieder mal mit viel Essen, Action und einer Menge Einsatz seitens der Universität. Hier machte ich auch meine erste „Begegnung“ mit Inländern und unterhielt mich auch bis spät in den Abend hinein mit ihnen.
Tag 4: Um die ganzen Fette, die man beim Essen zwangsläufig zu sich nimmt, auch irgendwo wieder loszuwerden, schauten wir uns das RAC, eine Art riesiges Fitnessstudio, mit so ziemlich allem an was das Sportlerherz begehrt, an. Der Weg dorthin war ziemlich weit, sodass wir froh waren, als wir herausfanden, dass man sich für ca. 25€ ein Fahrrad für das ganze Semester ausleihen konnte. Das machten wir natürlich sofort und ich bin mehr als nur glücklich darüber, jetzt nicht mehr ganz so angewiesen auf Uber und Co. zu sein. Am Nachmittag fand ein „Ice-Cream Social“ in unserem Apartmentkomplex statt. Bei dem konnte man, wie der Name schon sagt, beim Eis essen in Kontakt mit seinen Nachbarn kommen. Am Abend entschieden wir uns dazu Essen zu gehen und „Nonna Picci", einen Pizzaladen, auf der anderen Seite des Campus liegt, auszuchecken. An dieser Stelle muss ich Werbung für
diesen Laden machen, denn die Pizza da war wirklich sehr gut!
Auf dem Weg zurück, kamen wir an all den Häusern der Studentenverbindungen, Sororitys und Fraternitys gennant, vorbei. Die Dekoration der Häuser, die stattlichen Südstaatenvillen an sich und der ganze Flair, den diese Häuser versprühen, war einfach berauschend.An diesem Abend wurden dann auch die erste Erfahrungen mit Partys von Studentenverbindungen gesammelt. Aufgrund des (auch) akademischen Charakters dieses Blogs verzichte ich auf weitere Details.
Tag 5: Den Montag ging ich erstmal ganz entspannt an. Nachdem ich am Vormittag einige Unterlagen zum International Office gebracht habe und dabei festgestellt habe, dass die von mir abgeschlossene deutsche Versicherung von der Universität nicht anerkannt wird, musste ich mich zunächst da
rum kümmern einen Versicherungsschutz nachweisen zu können. Aufgrund des Zeitdrucks, entschied ich mich dazu die Versicherung der Universität zu nehmen. Diese ist mit ca.800€ viel zu teuer und ich rate euch vorher in Deutschland eine Versicherung zu finden, bei der die Versicherungssummen hoch genug sind und z.B auch Alkohol-Drogenmissbrauch mit abgedeckt werden (das ist z.B. eine Voraussetzung für die Anerkennung). Um diesen Ärger mit der Versicherung zu verdauen, fuhr ich anschließend mit meiner Gruppe Internationaler zum Einkaufen zu Walmart und klapperte noch ein paar Läden drumherum ab. Wieder in den Apartments angekommen, machten wir uns schnell etwas zurecht und besuchten gemeinsam ein Picknick welches vom Präsidenten der Universität veranstaltet wurde. Hier gab es Burger, Hot Dogs und auch das Cheerleading Team war vor Ort.
Tag 6: Der letzte Tag ohne Kurse war angebrochen. Der Urlaub war dann damit quasi zu Ende. Um noch etwas cooles zu erleben, fuhr ich wieder gemeinsam mit einigen Mädels zum Golfen in den universitätseigenen Golfclub. Ich habe vorher noch nie Golf gespielt, deshalb war das ganze eine ziemli
ch lustige Veranstaltung. Wieder zurück auf dem Campus aßen wir gemeinsam in der Mensa Mittag und am Abend gingen wir auf eine Party der Universität. Tatsächlich war es, obwohl von der Uni organisiert eine richtig coole Party!! Der letzte Tag ging also spannend zu Ende und ich freute mich auf den Unterricht am nächsten Tag.
Wie ihr lesen konntet, habe ich in der ersten Woche in den Staaten schon recht viel erlebt und unternommen. Das war auch gut so, denn sonst hätte mich das Heimweh auch ziemlich schnell überrumpelt. Die Freundschaften, die ich während dieser Woche schließen konnten, halten sicher noch über die Zeit des Auslandsaufenthaltes an und ich bin froh, dass ich nun eine Gruppe von Menschen kenne bei denen ich mich Wohlfühle. Ohne wird es nämlich ziemlich langweilig und einsam auf dem Campus. Man kann also sagen, dass die erste Woche ein voller Erfolg war.
Das klingt nach einer gelungenen Woche mit vielen Eindrücken. Ist denn ein Bericht über den Unterricht an der Uni, den Ablauf und die Organisation geplant? Wir sind die Lehrer so drauf? Wie groß sind die Unterrichtsgruppen? Wie kann ich mir die Unterrichtsräume vorstellen? Ich bin gespannt und werde dem Blog weiterhin begeistert folgen. VG aus Deutschland Linda :)