Neben all den spaßigen Aktivitäten und Fakten die ich euch bisher vorgestellt habe, darf man eine Sache natürlich nicht vergessen: Ein Auslandssemester ist dafür da um zu Lernen. Genau diesem Thema möchte ich mich nun widmen und euch etwas mehr darüber erzählen, wie die Kurswahl abläuft und wie man sich den Unialltag vorstellen kann.
Bevor ich mit der Kurswahl beginne hier erstmal ein paar Fakten zum amerikanischen Studiensystem: Das „undergraduate program“ vergleichbar mit dem Bachelor dauert vier Jahre. Dabei wird eingeteilt in die Jahre: Freshman, Sophomore, Junior und Senior. Das Studium in den USA ist sehr teuer (ca. $17,000 pro Semester), deshalb haben die Mehrheit der Studenten ein Stipendium und bleiben in dem Staat in dem sie ihren Abschluss gemacht haben, da die Studiengebühren damit günstiger sind. Es gibt sehr wenige ältere Studierende, da die meisten direkt nach dem Schulabschluss beginnen. Ein voller workload in den USA entspricht vier bis fünf Kursen. Die Variabilität bei der Kurswahl ist riesig und man kann auch Kurse wie Tauchen, Reiten oder Golfen wählen.
Nun zu meiner Kurswahl: Diese wählte ich schon, als ich noch in Deutschland war. Man kann sich eigentlich so ziemlich jeden Kurs aussuchen, solange er natürlich von den Professoren in Deutschland genehmigt wird und von der amerikanischen Uni freigegeben wird. Dies sind meist Kurse mit einem „niedrigen“ Kursniveau. Das bedeutet, dass keine Kurse gewählt werden können, die man typischerweise in seinem Senior Jahr belegt. Meine Kurse sind: Fashion Fundamentals, Principles of Management, Human Resource Management und Supply Chain Management.Dies entsprechen einem CP-Wert von 24.
Wie in Deutschland auch, bekommt man am Anfang des Semester seinen „Stundenplan“, es gibt Kurse welche 50 Minuten gehen und welche mit 75 Minuten. Die kürzeren Veranstaltungen hat man dann dreimal in der Woche und die längeren zwei Mal. Anders als man es von einer deutschen Universität kennt, gibt es für die meisten Kurse keine getrennten Vorlesungs- und Übungsveranstaltungen, sondern diese sind miteinander kombiniert.
Den Unterricht selber kann man auch eher mit Schule vergleichen, als mit Universität in Deutschland. Die Gruppengröße entspricht meist zwischen 20- maximal 50 Personen, was natürlich viel kleinere Gruppen sind. Dies führt dazu, dass die meisten Professoren dich mit Namen ansprechen können und auch die Studierenden sich untereinander besser kennen. In den Veranstaltungen gibt es meist mindestens eine Aktivität bei der man kleine Quizze lösen muss oder in Gruppenarbeiten etwas erarbeitet und anschließend vorstellt. Nach dem Unterricht hat man auch nicht wie in Deutschland meist „frei“, sondern muss viele Hausaufgaben oder Essays bearbeiten, welche dann abgeben werden und mit in die Endnote einfließen. Apropos Endnote: Hier kann man nicht einfach nur für die Prüfung am Ende des Semesters lernen und hat damit den Kurs abgeschlossen. Es gibt (meist) mehrere Examen im Semester, welche den bisher besprochenen Stoff abfragen, außerdem muss man (wie schon erwähnt) Hausaufgaben abgeben und auch die Anwesenheit spielt eine Rolle. Welche Leistungen man zu erbringen hat wird jeweils am Anfang des Semesters im Syllabus und dem Kursablaufplan angekündigt. Auch wird hier niedergeschrieben wie oft man im Kurs fehlen darf und wie die Endnote berechnet wird. Am Anfang des Semester sollte man diese beiden Dokumente also auf jeden Fall gründlichst studieren.
Dabei hilft auf jeden Fall auch das FOLIO, was ähnlich zum e-learning an der OVGU ist. Hier posten die Professoren meist vor der Veranstaltung die PowerPoint Präsentationen und weitere Informationen die den Kurs betreffen. Dieses Portal ist echt immer auf dem neusten Stand und man kann sich darauf verlassen, dass jeder Professor dieses auch nutzt.
Man kann allgemein sagen, dass mir auffällt das Studenten hier viel motivierter sind zum Unterricht zu erscheinen, sich zu beteiligen und einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen. Bei der Summe an Studiengebühren, die sie hier pro Semester lassen kann ich das auch verstehen.
Außerdem ist der Unterricht in vielen Fällen praxisorientierter und es wird sehr viel Wert darauf gelegt Beispiele aus dem Arbeitsleben mit einzubeziehen. Viele der Professoren arbeiteten selbst schon in dem Feld was sie nun unterrichten, sodass sie natürlich viel darüber berichten können.
Man merkt bei vielen Professoren auch, dass es ihnen wirklich wichtig ist den Studenten den Stoff zu vermitteln und es ihnen wichtig ist, dass jeder von Ihnen etwas mitnimmt. Ein Professor sagte mal: „ Wir stehen hier um euch einen guten Job zu vermitteln“ und ich glaube, dass machen sie sehr gut. Durch persönliche Beziehungen der Professoren zur Wirtschaft gibt es auch häufiger Angebote für Praktika oder Hilfe dabei in verschiedene Firmen reinzukommen.
Bevor ich in hierher kam, habe ich von Vielen gehört, dass die Uni in den USA einfacher sei, bezüglich des Stoffes etc. Dies kann ich nicht bestätigen. Zumindest in den Kursen die ich gewählt habe, würde ich das Niveau ähnlich zu Deutschland einschätzen. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass dieses Gerücht daher rührt, dass man bessere Ergebnisse erzielt. Was meiner Meinung nach aber damit zusammenhängt, dass man den Stoff viel öfter wiederholt und sich während des Semesters damit beschäftigt und nicht nur am Ende wie an deutschen Universitäten meist üblich.
Die Unterrichtsräume sind eigentlich immer mit der neusten Technik ausgestattet und es ist eine sehr angenehme Lernumgebung. Nur einen Haken gibt es und den verstehe ich wirklich nicht: Die Räume und allgemein die Gebäude sind IMMER auf maximal 18 Grad runtergekühlt. Bei Außentemperaturen von 30 Grad ist das nicht besonders angenehm und ich musste auf die harte Tour lernen, dass man definitiv jeden Tag eine Jacke für drinnen einpacken sollte.
Ich finde, das amerikanische Universitätssystem für mich effektiver und ich habe das Gefühl mehr im Unterricht zu lernen. Natürlich ist es etwas mehr Aufwand sich auf jede Unterrichtsstunde vorzubereiten, Hausaufgaben etc. zu erledigen, allerdings lohnt es sich. Wenn man in die Entscheidungsfindung für ein Auslandssemester also nur den akademischen Faktor mit einbezieht, würde ich die USA bzw. Georgia Southern definitiv empfehlen.
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